7 Interview 2.0: Froggy News

Am 03.10.2012 führte die "Liguschka-Gazetta" ein Interview mit mir, nachdem ich einen Monat in St. Petersburg studiert hatte. Ganz zufälliger Weise ergab sich nun, drei Jahre später, ein Interview mit denselben Fragen für "Froggy News" aus New York.

Hätte ich das damals gewusst, grins!

Das Interview von damals gibt es hier (ich habe mir die damaligen Antworten nicht durchgelesen, bevor ich sie erneut beantwortet habe): Ein Monat ist vergangen...


(Achja, und die gelben Schulbusse gibt es wirklich! Dieses Prachtexemplar parkte direkt vor meiner Haustüre.

Demnächst dann auch mehr zu jeglicher Art von Fortbewegung auf Rädern oder Füßen in New York, wie versprochen! Über die New Yorker U-Bahn könnte man ein ganzes Buch schreiben - und ich bin ja erst zwei Monate hier...)

Froggy News: Frau R., jetzt sind Sie schon zwei Monate im fremden New York. Was fällt Ihnen dazu ein?

Anne R.: So ganz fremd ist es mir jetzt gar nicht mehr. Ich laufe zur U-Bahn, ohne auf den Weg zu achten, weiß wo ich einsteigen muss, um an der richtigen Treppe herauszukommen und habe den günstigsten Supermarkt für mich gefunden. Das heißt, ich komme im Alltag gut zurecht und sehe hoffentlich nicht mehr wie ein ahnungsloser Tourist aus. Die Dinge, die hier anders und neu sind, bleiben das aber natürlich. Die amerikanischen Verhaltensweisen, die Architektur, das Essen...


Froggy News: Haben Sie kein Heimweh?

Anne R.: Ich bin kein Heimweh-Typ, aber natürlich vermisse ich gewisse Dinge. Meine Freunde und Familie, meine schöne Wohnung in Würzburg, mein Fahrrad, die nächtliche Ruhe, und gutes deutsches Brot und Käse, um mal ein paar Dinge zu nennen.


Froggy News: Wie wäre es mit einem Flugzeug?

Anne R.: Ich komme schon früh genug wieder nach Deutschland - Anfang Januar nämlich. Da haben wir hier Semesterferien und ich habe ein paar Projekte in Würzburg und Umgebung. Generell fliege ich wirklich gerne! Ich mag die Aufbruchsstimmung an Flughäfen, die ja symbolisch für ein neues Abenteuer stehen und wo Menschen aus aller Welt sich kreuzen. Und ich mag auch das Fliegen selbst, ich schaue bei jedem Start und bei jeder Landung aus dem Fenster, wenn ich kann, und bin oft bezaubert von den fast surrealen Farbspielen, die sich einem manchmal über den Wolken bieten. Außerdem kann ich im Flugzeug immer verhältnismäßig gut schlafen, verglichen mit Bahn, Bus und Auto. Man wird so schön eingelullt. 


Froggy News: Wie sieht denn ein typischer Tag bei Ihnen aus?

Anne R.: Wenn ich nicht Babysitten muss, bin ich nur zum Schlafen in der Wohnung, da ich hier ja nichts arbeiten kann. Ich fahre also zum Üben und für alle Unterrichte in die Uni, häufig so, dass ich gegen 9 Uhr morgens da bin. Oft komme ich erst kurz vor Mitternacht zurück. 


Froggy News: Wie sind die Mitbewohner denn so?

Anne R.: Die Familie bei der ich Wohne ist nett, respektvoll und liebenswürdig. Es geht über eine Zweck-WG hinaus, denn ich passe ja öfter auf die kleine Eliana auf, und auch mit ihrer Mutter kann ich mich, wenn es sich zeitlich ergibt, gut über alles mögliche unterhalten. Der Vater ist etwas wortkarg, aber dafür auch durch nichts aus der Ruhe zu bringen. 


Froggy News: Und die Amis?

Anne R.: Die überraschen mich immer wieder mit ihrer sprichwörtlichen Offenheit und Freundlichkeit. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht von fremden Menschen angesprochen werde, oder auch welche anspreche. Grundsätzlich gefällt mir das und ich versuche, mich auch so zu verhalten. Warum nicht jemandem ein Kompliment machen, den man nicht kennt? Der freut sich ja darüber. Freundschaften schließt man deshalb natürlich trotzdem nicht gleich, aber ich habe mich mit einer Studentin trotzdem ziemlich schnell und gut angefreundet.


Froggy News: Was fällt Ihnen zu folgenden Begriffen ein: Englischkenntnisse

Anne R.:  Die New Yorker sind unglaublich gut im Heraushören von Akzenten oder Dialekten. Ich bin immer ein bisschen enttäuscht, wenn ich irgendwann gefragt werde "Where are you from, Anne?" mit diesem Ton der suggeriert, du bist doch nicht von hier. Aber was soll ich mir da vormachen, bin ich ja auch nicht! Mir wurden allerdings schon alle möglichen Akzente angedichtet: Australischer, irischer, britischer, schottischer. Dabei war ich in diesen ganzen Ländern noch nie!

Probleme scheint auch mein Name zu machen, obwohl ich doch dachte, dass der einigermaßen normal sei. Aber die Leute fragen immer nach und kapieren nicht, wie ich heiße. Und wenn doch, schreiben sie meinen Namen entweder ohne "e" am Ende, oder sie schreiben ihn mit "e" und nennen mich Annie. Aber mir soll es recht sein, hauptsache es fängt mit "An" an.


Froggy News: Wetter

Anne R.: Es ist so ähnlich wie in Deutschland, nur extremer. Heißer im Sommer, kälter im Winter - ich war ja im März schon mal hier. Manchmal ist die Luftfeuchtigkeit extrem hoch. Geregnet hat es bisher wenig, und auch jetzt im Oktober fühlt es sich noch spätsommerlich an. Generell kann man es ganz gut aushalten. 


Froggy News: Essen

Anne R.: Lebensmittel sind hier ungefähr doppelt so teuer wie in Deutschland. Da kann es wirklich an der Lebensgrundlage fehlen, wenn man nicht viel Geld hat! Außerdem stimmt es auch, dass Fastfood die billigste Ernährungsmöglichkeit ist. Fertiges Essen kaufen ist nur unwesentlich teurer, wenn überhaupt, als qualitativ hochwertig selbst kochen. Da wundert einen dann gar nichts mehr. Ansonsten natürlich das übliche - kein gescheites Brot, Wurst und Käse, oder eben nur in Spezialläden und importiert und unbezahlbar. Schokolade fehlt auch! 


Froggy News: Was macht die Kunst?

Anne R.: Viel Arbeit!


Froggy News: Spürt man die Konkurrenz zwischen den Studenten?

Anne R.: Bisher habe ich das noch nicht besonders stark wahrgenommen, also nicht mehr als in Würzburg. Alle gehen respektvoll und nett miteinander um und hassen sich nicht. Falls das irgendwo wirklich so krass sein sollte, wie man immer hört, habe ich bisher erfolgreich daran vorbeistudiert.


Froggy News: Spielen die Studenten in den USA besser als in Deutschland?

Anne R.:  Ich habe noch nicht so ganz viele gehört. Aber dem nach zu urteilen, was ich gehört habe, ist es so wie überall. Die Studentin, die heute vor mir Klavierunterricht hatte, fand ich nicht wahnsinnig überzeugend. Es kann aber natürlich sein, dass sie im 1. Semester Bachelor studiert hat, wer weiß das schon - dann wäre sie wiederum schon ganz gut. Demnächst sind die ersten Konzerte, an denen ich auch teilnehmen werde, dann kann ich das besser beantworten.


Froggy News: Was vermissen Sie am meisten?

Anne R.: Deutsche Lebensmittel, kurze Wege, die Natur - beziehungsweise die Möglichkeit, sich draußen aufzuhalten, und die Abwesenheit von akustischer und olfaktorischer Umgebungsverpestung.


Froggy News: Was nervt am meisten?

Anne R.: Menschen, die im Weg herumstehen :-) 


Froggy News: Was ist am ungewohntesten?

Anne R.: Dass man dauernd angesprochen wird.


Froggy News: Was ist das Schönste?

Anne R.: Es ist toll, ein Teil dieser energiegeladenen, pulsierenden Stadt zu sein und dauernd neue Dinge zu entdecken und erleben. Und die Aussichten nach rechts und links, wenn man eine Avenue überquert!


Froggy News: Wollen Sie noch etwas loswerden?

Anne R.: New York ist eine Reise wert! Vor allem in den nächsten Monaten, solange ich noch da bin! 


Froggy News: Frau R., wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen für Ihr restliches Studium alles Gute!

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