4 Halbzeit - Alle Hände voll zu tun

In diesem Blog-Eintrag geht es um meine VIP-Führung durch die Carnegie Hall, Abschlussprüfungen, bei denen ich sowohl auf der Studenten- als auch auf der Jury-Seite saß, E-Mails als Hausaufgabe, den Wert der deutschen Sprache (ja, ich spreche es wirklich fließend!), mein Halbzeit-Konzert und Einblicke in den amerikanischen Traumhaus-Grundriss.

06.06.2016

Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen. Je mehr passiert, desto weniger schreibe ich, dabei sollte es umgekehrt sein. Doch um ehrlich zu sein ist es mir ein Rätsel, wie ich vor drei Jahren (tatsächlich!) in Sankt Petersburg so häufig Blog-Einträge schreiben konnte. Vermutlich lag es daran, dass ich nicht zwölf Stunden am Tag in der Uni sein musste, weil ich erstens viel weniger Fächer zu besuchen hatte und zweitens im Wohnheim üben konnte. Vermutlich habe ich aber auch deshalb so viel aufzuholen, weil der gesamte letzte Blog-Eintrag meinem verehrten Lehrer Mr. Rose gewidmet war. Ich erzähle nun, was in der zweiten Semesterhälfte passiert ist.

Ende März erhielt ich eine der vielen Werbe-E-Mails der Studentenorganisation "One-To-World", die Events für International Students anbietet - ich berichtete bereits. Man bot einen "Job Shadowing Day" an, also eine Art Tagespraktikum, bei dem man einem Angestellten aus dem eigenen Fachbereich ein wenig über die Schulter gucken kann. Ich erhoffte mir als Pianistin keine besonders interessante Stelle (schließlich muss ich niemandem beim Üben zugucken...) und wollte schon gar nicht fragen, tat es dann aber doch. Man weiß ja nie. Tatsächlich erhielt ich die Antwort, ich solle mich etwas gedulden, man sei auf der Suche nach einem Platz für mich. Einige Tage später teilte man mir mir, der Associate Director der Carnegie Hall würde sich freuen, mich zu empfangen. Da wurden meine Augen ganz groß! Am ersten April (ohne Witz!) lernte ich Craig kennen. Er führte mich durch das neu renovierte Großraum-Büro, das durch den Erhalt von alten Balken den Charme eines älteren Gebäudes mit modernen Elementen kombiniert hatte. Wir unterhielten uns ein wenig über das Konzertbusiness und er zeigte mir die Programmhefte, die er gestaltet. Ich erfuhr, dass es Konzertbesucher gibt, die mehrmals im Jahr von der Westküste nach New York fliegen, um Konzerte zu hören, und tatsächlich ein Abo besitzen! Oder dass er in einer Broschüre extra die Konzertprogramme größer gedruckt hat, die weniger starke Publikumsmagneten sind, während die Vier Jahreszeiten von Vivaldi etwas unscheinbarer danebenstehen.

 

Danach wollte ich gerne die Konzerthallen sehen, da ich bis dato noch nicht drin gewesen war. Wir gingen ins wunderschöne Stern Auditorium und ich sah die kleinere Weill Recital Hall, in der ich nächstes Jahr spielen werde. "Weill" ist ein sehr wohlhabender, wichtiger Geldgeber, der in New York lebt. Es gibt noch einen dritten, unterirdischen Konzertsaal, den konnten wir nicht besuchen. Das Gebäude ist so groß und hat so viele Gänge, Räume, Hallen, Treppenhäuser und Verzweigungen, dass Craig sich ein paar Mal verlaufen hat, obwohl er schon eine Weile dort arbeitet. Sachen gibt's! Bis vor einger Zeit haben sogar noch Menschen oben im Gebäude gewohnt, die wurden dann zwangsumgesiedelt in die Nachbarhäuser, damit dort weitere Veranstaltungsräume geschaffen werden konnten - wie zum Beispiel der, in dem ich den Meisetrkurs von Mitsuko Uchida erlebt habe. Schließlich lud mich Craig noch zum Mittagessen ein, versprach mir, zu meinem Halbzeit-Klavierabend zu kommen und wollte unbedingt mit mir in Kontakt bleiben. Ich war begeistert!

 

Zwei Wochen später erlebte ich dann endlich mein erstes Konzert in der Carnegie Hall, ein Komilitone hatte ein Ticket übrig und lud mich ein. Das Programm war nicht ganz nach meinem Geschmack; viel Copland, mit dem ich mich wohl vorher hätte beschäftigen sollen. Daür war aber nicht wirklich Zeit, da dies schon das vierte Konzert an jenem Tag war. Vormittags hatte ich das Fach "Performance Masterclass", wo Studenten sich gegenseitig vorspielen und ein Dozent noch Ratschläge zum Auftritt und zum Stück gibt. Dieses Fach war immer etwas anstrengend, aber grundsätzlich sehr spannend. Es ist beeindruckend, wie stark sich der Vortrag unmittelbar und ohne Üben verändert, wenn die Studenten ihre Einstellung, Vorstellung oder ähnliches verändern. Das macht wahnsinnig viel aus und man hört, sieht und spürt es. Etwas später an diesem Tag war ich zum Lincoln Center gefahren, weil ein Freund von mir dort als Master-Student der Juilliard ein Konzert dirigierte. Nachmittags gab es in der Uni ein Konzert mit Stücken unserer Kompositions-Professoren - und abends Carnegie Hall. Warum ist dieser Konzertsaal so berühmt geworden? Zweifelsohne ist die Akustik fantastisch, der Saal wunderschön und die Atmosphäre magisch. Außerdem steht er in New York, viele historische Musikereignisse fanden hier statt. Die Aussicht von der Bühne muss übrigens besonders gut sein :-)

Einen knappen Monat später spielte mein Komilitone Daniel einen Klavierabend in Mannes und lud anschließend zum Empfang in ein Restaurant ein. Seine Eltern waren extra aus South Carolina eingeflogen, auch viele alte Studienkollegen von ihm waren da, ein paar Komilitonen und sein Professor. Ihn kannte ich schon vom sehen und er wusste, dass ich Deutsche bin. Noch auf dem Hinweg zum Restaurant lautete seine erste Frage an mich: Und, was halten Sie so von der Flüchtlings-Situation? Hurra, ich beschwere mich nie mehr über Small-Talk. Irgendwie scheine ich die Kurve aber gekriegt zu haben, denn ich habe mich fast den ganzen Abend gut mit ihm unterhalten. Das Essen war vorzüglich, es gab mehrere Gänge und Wein. Allerdings muss man in New York sehr gut auf sein Essen aufpassen - wenn man es nicht festhält, wird einem der Teller unter der Nase weggeräumt.

Später sind wir noch zu Daniel nach Hause gefahren und es gab eine kleine Party. Ich wurde gefragt, ob ich tatsächlich fließend Deutsch spreche. Ja, ich weiß, es klingt unglaublich, aber das tue ich tatsächlich. Meistens jedenfalls. Dieselbe Person, die mich dies fragte, erzählte anschließend von ihrer Cousine, die in Würzburg lebt. Kaum zu glauben!

Meine recht fließenden Deutschkenntnisse konnte ich im Analysekurs immer wieder einbringen, denn in den letzten Wochen des Semesters analysierten wir den Schubert-Zyklus "Die schöne Müllerin". Die ersten Lieder bereitete die Professorin vor, die letzten wurden von den Studenten in Referaten präsentiert. Zufällig habe ich das meiner Meinung nach schönste Lied dafür erwischt, nämlich "Eifersucht und Stolz" (gibt es hier in Youtube zu hören). Wir arbeiteten natürlich mit dem deutschen Originaltext, hatten aber eine englische Übersetzung, die sich nicht reimte, dafür aber besonders genau sein sollte. Ich staunte, wie einfallslos und langweilig manche der schönsten Zeilen übersetzt waren und frage mich, wo die Poesie der englischen Sprache hinverschwunden ist? Ich dachte immer, Englisch besäße einen größeren Wortschatz als Deutsch. Vielleicht gibt es aber ja massig Vokabeln, die man dafür nur genauso einfallslos ins Deutsche übersetzen kann?

Mir fiel jedenfalls mehrfach auf, wie ausdrucksstark man auf Deutsch schreiben kann. Beispiele:

"Ihr schlummertrunkenen Äugelein" wurde mit "O sleepy eyes" übersetzt, und "Da gingen die Augen mir über, da ward es im Spiegel so kraus" mit "My eyes filled with tears, the mirror of the stream was disturbed". Klingt, als würde man den Erlkönig so zusammenfassen: "Leider konnte am Ziel nur noch der Tod des Kindes festgestellt werden, obwohl der Vater sich nach Kräften beeilt hat."

 

Der Analysekurs war sicher der zeitaufwendigste von allen, ich habe viele Essays über Beethovensonaten und Schubert-Lieder geschrieben, eine kurze und eine längere Präsentation gehalten und fast jede Stunde, zweimal die Woche, Hausaufgaben gemacht. Abgesehen von der in den USA berühmten "Schenkerian Analysis", einer verrückten musiktheoretischen Reduktionsanalyse, für die sich in Deutschland kaum jemand interessiert (einschließlich mir...) habe ich in diesem Kurs sehr viel Nützliches und Hilfreiches erfahren. Die Amerikaner gehen sehr viel genauer und analytischer vor, als ich das aus Deutschland gewohnt war. Wir haben ganze Blätter voll Definitionen erhalten von Phrasen und kleinen Formen und größeren Formen. Zunächst fand ich das anstrengend und übertrieben, und manchmal war es tatsächlich etwas spitzfindig. Grundsätzlich hilft es aber später beim allgemeinen Musikverständnis, wenn man Formen erkennt und sie in Relation zueinander setzen kann. Aus einer bestimmten Analyse folgt ja noch keine musikalische Interpretation - die kann man immernoch selbst gestalten.

In "Piano in the Classroom", dem Kurs, der mich auf meine Lehrtätigkeit nächstes Jahr morgens um 8 Uhr (!!!!) vorbereiten soll, haben wir gegen Ende des Semesters in den diesjährigen Kursen hospitiert. Ich war sogar bei einer Prüfung dabei und saß somit das erste Mal in meinem Leben in einer Kommission beziehungsweise Jury, auch wenn ich dieses Jahr noch keine Note geben musste. Es ist wirklich spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Kandidaten sich verhalten. Wie sie in den Raum kommen, wie sie gehen und was sie tun, was sie sagen und natürlich wie sie spielen. Ich erwischte anscheinend mit Abstand den schlechtesten Kurs und war leider wirklich geschockt. Man hatte mich schon vorbereitet, dass es weder eine Klavier-, noch eine Theorieaufnahmeprüfung gibt (anders als in Deutschland, zum Glück!), sondern nur eine im Hauptfach. Demnach gibt es Sänger, die nicht hören, ob man am Klavier rauf oder runter spielt - im Ernst! Es ist mir ein echtes Rätsel, wie man so etwas nicht hören kann, auch wenn ich akzeptiere, dass das möglich ist. Völlig unmöglich aber erscheint mir dieses Unvermögen in Kombination mit einer Tätigkeit als Sänger. Wie singt man denn, ohne zu wissen, was man singt? Manche können offenbar nicht mal richtig Noten lesen. Ok, ich höre jetzt mal auf, die armen Sänger so fertig zu machen. Die können ja auch nichts dafür, wenn ihnen erst mit 18 auffällt, dass zufällig ein Karrieretaugliches Organ in ihrer Kehle gewachsen ist. Ein paar Arien sind schnell gelernt, Musiker wird man aber nicht über Nacht.

 

In der Prüfung jedenfalls sind die Hälfte der Kandidaten durchgefallen. Einige wussten nicht, was ein Dominantsept-Akkord ist (nach einem Jahr Studium), geschweige denn, dass sie einen hätten spielen konnten (das ist ungefähr so, wie wenn ein Schneider nicht weiß, was eine Schere ist). Ebenfalls ein Ding der Unmöglichkeit war es für einige, einen Bachchoral aus drei Systemen zu spielen. Nein, nicht vom Blatt, sie hätten das vorher üben können. Ich bin mal gespannt auf meinen Kurs nächstes Jahr. Die Studenten sind noch etwa ein bis zwei Jahre jünger als in Deutschland (17-18) und kommen möglicherweise zum ersten Mal überhaupt aus ihrem Heim-Nest heraus. Dann sind sie in einer beängstigend großen Metropole wie New York gelandet, kennen das Gebäude nicht, zittern vor ihrer ersten Klavierstunde, die vielleicht der erste Unterricht überhaupt in ihrem Leben als Student ist - und das auch noch um acht Uhr morgens, nachdem sie zur Uni gerannt sind, weil die Metro steckengeblieben ist und sie sich außerdem verfahren haben. Manche schaffen angeblich nicht einmal, ihren eigenen Namen auszusprechen. Aber ich bin doch ganz nett, wirklich. Ich fresse keinen. Jedenfalls nicht in der ersten Stunde.

 

Ich habe unsere betreuende Professorin irgendwann mal gefragt, wieviel ich eigentlich für diesen Job bekomme. Wegen dem Geld allein mache ich es nicht, ich wusste schon vorher, dass man als Privatlehrer viel besser verdient - aber wer kann schon sagen, dass er an einer amerikanischen Uni gelehrt hat? Die Antwort jedenfalls: "Es sind 37 Dollar die Stunde, tut mir leid, dass es so wenig ist." Das musste ich zweimal lesen - 37 Dollar für einen Lehrauftrag wenig? Für einen Studentenjob gibt es nur etwa 10 Dollar. Mit der Zeit erfuhr ich allerdings, dass ich als Privatlehrer gut und gerne 70$ die Stunde nehmen kann. Bei selbiger Professorin kann man auch ab und zu im Konzert Noten umblättern, für 80 Dollar. Das ist mehr, als in manchen Bundesländern ein Musikschulplatz im Monat kostet. Man darf aber nicht vergessen: Ein kleines WG-Zimmer in Manhattan kostet 1200$ und ein Sandwich 8$. Alles klar...?

Wirklich interessant war der Kurs "The entrepreneurial Musician", also der unternehmerische Musiker. In der ersten Semesterhälfte sprachen wir über unbequeme Themen, die kein Musikstudent in seinem begeisterten Studentenkopf haben will: Finanzplanung, Zukunftsplanung, Marketing, Selbstpräsentation, sinnvolle Arbeitsplanung und ähnliches. In der zweiten Semesterhälfte dann ging es daran, unser "Final Project" zu planen. Es gab viele kleine Pflichtaufgaben, mit denen wir zu unserem Glück auf dem Weg zur Planung oder Durchführung unseres "Projekts" sanft gezwungen wurden. Die Projekte sollten irgendetwas sein, das wir entweder bis zum Semesterende getan haben wollten, oder etwas, das wir in der Zukunft tun möchten und für das wir einen genauen Plan erstellen. Es gab viele tolle Projekte, wie zum Beispiel ein Konzertdebut in Las Vegas, ein neues Musikschulkonzept, ein Radio-Broadcast, eine Opernproduktion. Mein Projekt war die Planung meiner CD-Aufnahme im August (davon werde ich später noch berichten). Zwischenschritte, die wir durchführen mussten, waren zum Beispiel: Eine E-Mail an jemanden schreiben, der uns helfen kann; mit drei Leuten treffen: 1. Jemand aus unserem bestehenden Netzwerk, 2. Jemand außerhalb des Netzwerkes, aber aus dem Umfeld der Uni, 3. Jemand außerhalb des Netzwerkes und außerhalb der Uni. Das fertige Projekt wurde später als Referat präsentiert und in einem mehrseitigen Projektplan erläutert, der die Vorgehensweise, Finanzplanung etc. enthielt. So ein Fach sollte man an jeder Musikhochschule einführen! Nicht jeder Student braucht jeden dieser Schritte, aber grundsätzlich ist es eine super Methode, den Knoten an Zukunfts-Chaos-Gedanken zu entwirren und einem aufzuzeigen, wie man Dinge tatsächlich in die Hand nehmen kann.

 

Auch abgesehen vom Unterricht gab es in Mannes das eine oder andere zu erleben. Eines Tages zum Beispiel wollte ich auf die Toilette gehen. Leider war ein Absperrband davor, und genervt ging ich ein Stockwerk nach oben. Dort begegnete ich Dan. "Willst du aufs Klo?" - "Ähm...?!" - "Ich wollte auch gerade, wollen wir vielleicht zusammen gehen?" - "...?" Wie sich herausstellte, gab es im Gebäude einen Wasserrohrbruch, und das Wasser war abgestellt. Dies wurde auch mit einem großen Schild direkt am Eingang angekündigt, aber mit meinem Großstadt-ignorier-alles-was-du-nicht-unmittelbar-brauchst-Tunnelblick hatte ich es nicht gelesen. Eigentlich hätten sie das Gebäude schließen müssen, ließen sich aber darauf ein, dass man ja in einem anderen Gebäude seine Notdurft verrichten konnte. Und so pilgerten den ganzen Tag Studentengrüppchen einen Block Downtown ins nahestgelegene andere Unigebäude. Das war sicher die lustigste Verabredung meines Lebens: "Treffen wir uns in fünf Minuten in der Lobby, um aufs Klo zu gehen?"

 

Wenn ein bisschen Zeit war, habe ich mich auch außerhalb der Tore der Uni bewegt. Einmal war ich im New York City Ballet, wo es drei kurze Stücke gab, unter anderem "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgsky nur mit Klavier. Zusätzlich zu den fabelhaften Tänzern konnte man jeweils noch ein abstraktes Farb- und Lichtspiel an der hinteren Wand der Bühne bewundern. Wirklich sehr schön! Auch in der Frick-Collection bin ich endlich gewesen und stand eine ganze Weile vor den schönen Bildern von Vermeer. In Echt sehen sie noch unvergleichlich viel besser aus als auf Fotos!

Am 10. Mai hatte ich mein "Student-Recital" in der Uni, ein freiwilliges Konzert "zum Spaß". Außer den Menschen, die ich eingeladen hatte, kam niemand - nicht ungewöhnlich, denn jeden Tag finden in Mannes mehrere Konzerte statt, die meiner Meinung nach auch nicht besonders gut beworben werden. Ich war bei Student-Recitals, bei denen nur eine einstellige Besucherzahl anwesend war, bei mir war sie immerhin zweistellig. Zu meinem Konzertchen kamen einige Studenten und Leute von außerhalb, die ich eingeladen hatte, darunter tatsächlich auch Craig von der Carnegie Hall (er möchte sich nochmals mit mir treffen, wenn er aus dem Urlaub zurück ist), der Tonmeister von Mannes - und natürlich mein Lehrer. Vor dem Konzert sagte er: "Play well." Ich antwortete "Don't stress me." Alles in allem war es ein schöner Abend.

Im Jahr des Abschlusses ist so ein Klavierabend Pflicht, allerdings kommen keine Prüfer. Sehr merkwürdig finde ich das. Eine Klavier-Prüfung gibt es noch extra jedes Jahr im April, die dauert allerdings nur unwesentlich länger als eine Aufnahmeprüfung (10-20 Minuten). Bei 50 Klavierstudenten - oder sind es mehr? - sehe ich ein, dass man sich nicht jedes Jahr von jedem ein ganzes Konzert anhören kann. Ich fand es trotzdem schön, dass man in Würzburg einmal im Studium Zeit hatte, lang und ausführlich in einer echten Konzertsituation zu spielen, denn das ist einfach deutlich anders als so eine beklemmende Hauruck-Prüfung. Sehr schön bei der diesjährigen Prüfung fand ich, dass man sich hinterher die "Protokolle" bzw. schriftliche Kommentare der Prüfer abholen durfte. Wie nett, das sollte man in Deutschland auch einführen! Dort habe ich erst am Ende meines Studiums überhaupt erfahren, dass es Protokolle gibt und man sie einsehen kann, um dann festzustellen, dass nur Blödsinn drin steht (sorry... war leider so). Wider Erwarten waren die Kommentare hier aber alle freundlich, Daniels Lehrer (der mit der Flüchtlings-Frage) hatte sie sogar dreisprachig gestaltet: Englisch, Deutsch und Französisch.

Obwohl ich schon so viel erzählt habe und beinahe am Semesterende angelangt bin, fehlt noch einiges bis zur Gegenwart. Um meine teuersten Leser nicht zu überfordern, werde ich den Rest in einen weiteren Blog-Eintrag packen, der aber deutlich zeitnaher veröffentlicht werden wird als dieser hier im vergleich zum letzten.

 

Ich verabschiede mich also vorerst mit einem unglaublichen Angebot: Eine befreundete deutsche Familie sucht für ungefähr Mitte Juli bis Ende August einen Haussitter in New York. Wenn jemand interessiert ist, meldet euch bei mir!

Bis zum nächsten Blog-Eintrag habe ich eine kleine Hausaufgabe: Bitte denkt über sämtliche Vorurteile nach, die ihr zu Amerika, Amerikanern, New York und New Yorkern kennt und schreibt sie mir, am besten als Kommentar unter diesen Blog-Eintrag. Ich werde dann demnächst alle Vorurteile zerpflücken und den wahren Kern herauspulen, sofern einer da ist.

 

Bis dahin wünsche ich einen schönen Frühsommer und grüße recht herzlich!

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