1 Wie alles begann - Vorbereitungen

Von einem zukunftsweisenden Kaffeekränzchen, meinem neuen Fulltimejob, dem wirksamsten Verjüngungsmittel, meinem neu definierten Geburtsort und viel Aufregung

Vor etwa einem Jahr, als ich gerade ein paar Monate aus St. Petersburg zurück und noch fleißig damit beschäftigt war, mein Leben wieder ordentlich auf die Reihe zu kriegen, war ich mit meiner geschätzten Lehrerin einmal Kaffee trinken.

Wir waren schon fast am Aufstehen, da sagte sie beinahe beiläufig "Übrigens würde ich an deiner Stelle mal überlegen, ob du nicht nochmal ins Ausland gehen willst."

Wie bitte? Ich war doch gerade erst im Ausland, macht man sowas nicht einmal und damit hat sich's dann? Anscheinend nicht. Mit der Zeit gefiel mir die Idee immer besser und ich begann, mir erste Gedanken zu machen und erste Dinge zu organisieren.

 

Seitdem habe ich einen Fulltime-Job angenommen. Er heißt: Organisiere dir dein USA-Studium! Ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass ich seit Mai 2014 ungefähr doppelt so viel zu tun habe wie vorher. Die Vorbereitungen des Studiums in St. Petersburg waren dagegen fast ein Spaziergang.

 

Zunächst habe ich mal schnell beim ersten Stipendium beworben, bei dem die Bewerbungsfrist schon im Juni 2014 endete, wenn man im August 2015 anfangen möchte zu studieren (kein Witz!).

Als nächstes musste ich mich für einen Staat, eine Stadt, eine Schule und einen Lehrer entscheiden, nachdem ich schonmal festgestellt hatte, dass die USA grundsätzlich interessant sind. Ich stellte schnell fest, dass die Anzahl dieser genannten Parameter unüberschaubar groß ist, da halfen auch Listen in Word-Dokumenten, Favoriten-Ordner in Firefox mit Schulen, Lehrern und Städten und irgendwelche Rankings aus dem Internet nicht.

 

Im September traf ich mich in Köln mit Prof. Jerome Rose, der mir von zwei Leuten empfohlen wurde. 2018 wird er 80, und ich erwartete einen freundlichen Senior, der mir vielleicht ein paar Tipps geben und Namen nennen könnte. Als ich die Tür zu dem Raum in der Kölner Hochschule öffnete, wo wir verabredet waren, dachte ich erst, ich hätte mich im Zimmer geirrt, so jung sah er aus! Die Musik hält eben frisch und lebendig. To make long stories short, er hat sich sehr viel Zeit genommen, mich angehört, unterrichtet und ausgefragt und mich danach in seine Klavierklasse eingeladen!

Der Unterricht und war sehr inspirierend und ich konnte mir das gut vorstellen, und Mr. Rose ist nach wie vor als Pianist, in Wettbewerbsjurys, auf Meisterkursen und mit seinem eigenen Klavierfestival weltweit aktiv und hat einen sehr guten Namen.

 

Danach war ich ein paar Stunden etwas paralysiert und habe mich anschließend sehr gefreut, und dann musste ich mich ziemlich beeilen. Es standen weitere Bewerbungen bei Stipendien und vor allem bei der amerikanischen Uni an. Das ist nicht wie hier in Deutschland, wo man sich einschreibt und fertig, oder ein Formular ausfüllt und sich zur Aufnahmeprüfung anmeldet. Die Bewerbung wird auf einem Online-Portal vervollständigt und beinhaltet Dinge wie zwei Empfehlungs-schreiben, einen selbstgeschriebenen Essay, Videos von mir am Klavier, sämtliche Informationen über mein bisheriges Studium und meine Arbeit und einen TOEFL-Test.

Der TOEFL-Test ist ein international anerkannter Englisch-Test, ich hatte gerade noch einen Termin in Frankfurt bekommen. Man sitzt ein paar Stunden mit 20 Leuten in einem Raum und unterhält sich mit einem Computer (alle gleichzeitig), schreibt, liest, hört und bezahlt...

Die Informationen über mein bisheriges Studium waren leider auch nicht leicht herzustellen. Ein "Official Transcript", also einen englischen Report stellt meine Hochschule leider nicht aus. Ich bekam nur einen Zettel auf dem stand, dass ich in der Hochschule geboren sei und die amerikanische Uni demnächst mein hiesiges Studium abschließen würde. Aber nach der Umstellung von Karteikarten auf Online-System in unserer Bibliothek ist als nächstes bestimmt irgendwann das ausstellen von englischen Unterlagen dran, ohne die man sich eigentlich gar nicht in den USA bewerben kann.

Ich habe also alle relevanten Unterlagen beglaubigt übersetzen lassen und gehofft, dass sie akzeptiert würden.

Wurden sie. Juhu! Ich war zur Live Audition am 6. März an die Mannes School in New York City eingeladen!

 

Als nächstes: ESTA-Aufenthaltsgenehmigung für die USA beantragen, stundenlang Hostels und Zimmer von AirBnB vergleichen, um möglichst günstig zu übernachten, einen Flug finden, wildfremden Leuten schreiben, damit ich irgend eine Übemöglichkeit in New York habe, das New Yorker Nahverkehrssystem kapieren und mir sämtliche Verbindungen, die ich brauchen werde, ausdrucken, auf Google Maps die Fußwege angucken, über Krankenversicherung informieren.

Nebenbei natürlich noch üben, mein Studium machen, Klavierschüler unterrichten, Konzerte spielen und überleben :-)

 

Aber Arbeit ist mir ja lieber als Langeweile, also alles gut! Mr. Rose hat mir oft geschrieben und war an meinen Vorbereitungen interessiert. Das hat zum Glück die Zweifel meiner Mutter ausgeräumt, dass er mich vergessen hat. Nein, ich solle doch bitte so früh wie möglich kommen und noch ein bisschen Unterricht nehmen!

 

Also: Auf nach New York!

 

PS: Ich habe heute leider kein Foto für dich. Demnächst kommen aber noch ganz viele!

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Kommentare: 1
  • #1

    Günther Riegler (Donnerstag, 25 Juli 2019 13:37)

    Sehr geehrte Frau Riegler
    Seit mehreren Jahren (meinem beginnenden Ruhestand) beschäftige ich mit den Vorfahren meiner Familie. Diese stammen - was meine Linie (Riegler) betrifft aus der Gegend von Schweigern, Sindolsheim, Windischbuch (zwischen Mosbach und Bad Mergentheim) und später Dertingen, und Wertheim.
    Natürlich wäre interessiert zu wissen, ob Sie mit mir/uns verwandt sind.
    Sollte das der Fall sein können und Sie Interesse an Informationen über ggf. gemeinsamen Ahnen haben, so würde ich mich über eine Antwort freuen.

    Beste Grüße
    Prof. Dr. Günther Riegler
    griegler@t-online.de